Zitate

Prof. Dr. Reinhard Busse, TU Berlin

 

 

Wenn wir das neu aufbauen könnten und Krankenhäuser so platzieren, dass jeder Bürger in 30 Minuten ein Krankenhaus erreicht, dann bräuchten wir genau 337.

 

Heute sind es 8 Stunden, wo die Fachärzte da sind, sie sind morgens bis nachmittags da, und dann ist der Assistenzarzt in Rufbereitschaft.

 

In unserem Papier, das gibt es die drei Stufen, die Maximalversorgung, die neue Regelversorgung und die ambulant-/stationären Zentren, das sind ja genau die drei Stufen. *1)

 

Es ist eben nicht so, dass - wo ein Krankenhaus drauf steht - dass da das vollständige Krankenhaus drin ist.

 

Wenn in Regionen die Bürger sagen, wenn ich einen Herzinfarkt habe, brauche ich halt keinen Herzkatheter, und wenn ich Bauspeicheldrüsenkrebs habe, dass ich trotzdem in ein kleines Krankenhaus gehe, dann würde ich sagen, wir müssen das ernsthaft abwägen.

 

Die Fallpauschalen haben negative Anreize, dass ich möglichst viele Patienten aufnehmen kann. ... Es gibt trotzdem aber Bereiche der Krankenhäuser, die über die Fallpauschalen nicht adäquat finanziert wird. Die Notfallaufnahme ist das beste Beispiel.

 

natürlich muss man mit den Bürgern reden, was tatsächlich dahinter steht, denn häufig ist doch vorgeschoben, dass es um das Krankenhaus geht, was geschlossen werden soll. Viele von denen würden sowieso nicht in das Krankenhaus gehen wollen.

 

Die Ära Spahn geht jetzt zu Ende.

 

 

In Krankenhäusern immer zu sagen, sie wären nicht immer unterfinanziert: Ich würde nicht sagen, dass die Krankenhäuser fünf Euro mehr kriegen sollten, weil dann werden sie nicht besser dadurch.

 

Naja, ich glaube, was ich gelernt habe ist, ... dass wir natürlich die Bedenken der Bevölkerung insbesondere auf dem Land, auf die müssen wir eingehen. Die Bedenken, die hier vorgetragen werden, führen in der Lösung häufig in die Irre. Aber die bedenken sind real und müssen aufgegriffen werden von der Politik und auch von den Experten wie wir.

Klaus Emmerich, Klinikvorstand i.R., Bündnis Klinikrettung

 

Es gibt viele Erkrankungen, die so ernsthaft sind, dass man dazu ein Krankenhaus braucht. Das ist zum Beispiel die Lungenentzündung, eine schwere Herzinsuffizienz und ein mittelschwerer Verkehrsunfall, der chirurgisch behandelt wird. Es gibt genügend Studien, die beweisen, dass die Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung das besser machen.

 

Ein Gesundheitswesen flächendeckend zu zerschlagen , und in der Fläche auf dem Land, nur noch Teilkliniken, die nicht wirklich Krankenhäuser, sind zu implementieren, das hat wirklich nichts mehr mit Qualität zu tun.

 

Wie soll in Zukunft die pflegerische und  ärztliche Ausbildung in den ländlichen Regionen funktionieren, ... wo zum Beispiel eine auszubildende Pflegekraft noch über kein Auto verfügt und jetzt weite Strecken zum nächstgelegenen Krankenhaus zu kommen, ... , wo auch die Krankenhäuser ja - wie wir vorhin schon einmal gehört haben - jetzt schon sehr viel an fachärztlicher Versorgung übernehmen, weil in ländlichen Regionen die Fachärzte fehlen.

 

Wir sind uns einig, dass wir die Qualität in Krankenhäusern aller Versorgungsstufen benötigen. Aber es gibt auch genügend Möglichkeiten, das finanziell zu gewährleisten. Eine Möglichkeit wäre die Einheitskrankenversicherung. Wir haben in Deutschland 103 gesetzliche Krankenkassen, die insgesamt Verwaltungskosten - wohlgemerkt nur Verwaltungskosten - in Höhe von 11,8 Mrd. Euro jährlich verbraten.

 

Und der gewaltige Aufwand an Dokumentation ... bindet ein Drittel der Ärzte und Pflegekräfte. Wenn man das halbieren könnte, ..., dann hätte man nicht 58 Tsd. Ärzte, die nicht am Patienten arbeiten, ... und wir hätten nicht 137 Tsd. Pflegekräfte, die dann solche Tätigkeiten machen und penibel aufschreiben, wie lange der Patient auf der Intensivstation war.

 

Bürgerbeteiligung brauchen wir ...  Ich bin dankbar, dass wir heute dieses Gespräch führen, nur hier sind nicht die Entscheidungsträger. Was perfide passiert, das sind die vielen Studien von Bertelsmann, Leopoldina und vielen Anderen, die natürlich sitzen beim Gesundheitsministerium, die dort ankommen, und die dort beeinflussen. Diese Möglichkeiten hat der Bürger nicht. Der Bürger muss in Beratungsgremien des Bundesgesundheitsministeriums hinein und muss beteiligt werden. Und dann kann man auch über Strukturen reden.

 

Ich bin da durchaus bei Ihnen, dass man darüber diskutiert: Was könnte man vielleicht ambulant machen? Aber es wird - und da werden wir sehr schnell darauf kommen - trotzdem einen Bodensatz von Basis-, Grund- und Regelversorgung geben, den ein Integriertes Versorgungszentrum *1) schlicht und einfach nicht machen kann: Wirbelsäulenchirurgie ... und viele andere Dinge. Das müssen Sie auch in Zukunft in der Fläche anbieten können.

 

Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung beispielsweise sind strukturell unterfinanziert, weil sie ihre Fixkosten nicht decken können. ... Aber wenn wir das alles komplett in ein Schwerpunktkrankenhaus übertragen würden, dann wird das teuren Apparaturen und mit teuren Operationssälen gemacht, und da wird das eher noch teurer.

 

Ich habe nichts dagegen, mehr der klinischen Leistungen ambulant zu machen, dort wo man nachweisen kann, dass man den Patient auch am gleichen Tag entlassen kann. Wenn wir die Selbstkostenfinanzierung haben, haben die Krankenhäuser auch nicht mehr den Druck dazu. Ich hab auch kein Problem damit, dass 20 oder 30 Prozent der Leistungen des Krankenhauses dann ambulant werden, wenn wir dadurch Kosten sparen. Das hindert uns aber nicht daran, dass die Standorte erreichbar bleiben müssen. ... Das, was Sie vorgeschlagen haben, Herr Prof. Dr. Busse, in Integrierten Versorgungszentren, wo der Arzt nur 12 von 24 Stunden anwesend ist, das übertrage ich auf Krankenhäuser. Wenn Krankenhäuser dahin bringen, dass sie zusätzlich ambulante Leistungen und eine Kurzzeitpflege mit angliedern können, dann kommen wir durchaus ein Stück näher.

 

Wenn wir eine Selbstkostenfinanzierung hätten, würde überhaupt nichts aus dem Gesundheitssystem herausfließen, dann gäbe es kein gewinnbringendes Krankenhaus, kein verlustbringendes Krankenhaus und auch keinen Anreiz mehr, bestimmte Leistungen anzubieten, die sich rechnen.

 


*1)  Das Richtungspapier zu mittel- und langfristigen Lehren - Zwischenbilanz nach der ersten Welle der Corona-Krise 2020 schlägt eine Konzentration hochwertiger Leistungen auf wenige Groß-Krankenhäuser vor. Diese befinden sich überwiegend in städtischen Regionen. Auch die Behandlung von Corona-Patienten soll dort gebündelt werden. Der Ausschluss kleiner (überwiegend ländlicher) Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung ist angesichts der aktuellen Corona-Belastungen nicht vorstellbar. Krankenhäusern der Grundversorgung sollen durch sogenannte „Integrierte Versorgungs-Zentren“ (IVZ) mit und vorrangiger ambulanter Patientenversorgung ohne oder mit nur reduzierter Notfallversorgung ersetzt werden. An einigen IVZ sollen wenige stationäre Krankenbetten angegliedert werden. Diese würden aber nach den Vorschlägen nicht im Krankenhausbedarfsplan aufgenommen. Das ist in keiner Weise ein adäquater Ersatz für dein reguläres Krankenhaus. vgl.: https://www.openpetition.de/petition/online/stoppt-den-einfluss-der-gesundheitsberater-auf-krankenhausreformenhttps://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/zwischenbilanz-nach-der-ersten-welle-der-corona-krise-2020-all